Wechselnde Arbeitshaltungen: Sitzen & Stehen bei der Büroarbeit

Ergonomie Grafik 4.1.1 Sitzen und Stehen

Ergonomie + Dynamik = Ergodynamik

Arbeitstische, die einen Wechsel zwischen Sitzen und Stehen zulassen, bieten einen echten Qualitätssprung hinsichtlich einer dynamischen Arbeitsweise. Beim Wechsel zwischen Sitzen und Stehen passiert im Körper einfach mehr, als nur beim Wechsel zwischen verschiedenen Sitzhaltungen. Neben einer sofort spürbaren Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens bringt der freie Wechsel der Körperhaltungen einen erstaunlichen Effekt: Auch die geistige Leistungsfähigkeit und der kreative Aktionsradius des arbeitenden Menschen erweitern sich beträchtlich. Geistige und körperliche Beweglichkeit bedingen sich nämlich wechselseitig.



Individual-Ergonomie

Ergonomie Foto: Frau am Steh-Sitz-Arbeitstisch

Individual-Ergonomie bedeutet: Am ergodynamischen Büroarbeitsplatz orientiert sich die Gestaltung nicht in erster Linie an fest vorgegebenen Normmaßen, sondern an den individuellen (Bewegungs-) Bedürfnissen der Menschen. Der ganze Arbeitsplatz ist als dynamische Einheit zu sehen. Möbelsysteme sind gefragt, die durch individuelle Verstellbarkeit und durch freie, flexible Anordnung der Arbeitsplatzmodule ein Eingehen auf individuelle Bedürfnisse zulassen.

Wunderwerk Wirbelsäule

Ergonomie Grafik Abb. 4.2. Wirbelsäule

Was uns bewegt

Die Wirbelsäule stützt und trägt unseren Körper. Sie besteht aus 24 beweglichen Wirbeln, zwischen denen die Bandscheiben sitzen.

Die Bandscheiben wirken aufgrund ihres weichen, wasserhaltigen Kerns als Stossdämpfer und ermöglichen so die hohe Beweglichkeit der Wirbelsäule.

Die Abwechslung macht den Unterschied

Beim Wechsel vom Stehen zum Sitzen wird die Wirbelsäule durch die Rückdrehung des Beckens aus der physiologischen S-Form in eine - je nach Sitzhaltung - mehr oder weniger unphysiologische Stellung gebracht. Dadurch steigt die Belastung der Bandscheiben.

Man neigt zum Sitzen mit rundem Rücken, weil das die Rückenmuskulatur weniger beansprucht als das orthopädisch bessere, aufrechte Sitzen. Es entsteht sozusagen ein Interessenkonflikt zwischen den Bedürfnissen der Muskulatur und den Bandscheiben. Um so wichtiger sind Haltungswechsel und Bewegung!

ERgonomie Grafik 4.2.2. Entlastung der Bandscheibe im Stehen
Ergonomie Grafik 5.1.3.1 Beckenkippung im Sitzen, Rundrücken

Die Vorteile von wechselnden Arbeitshaltung

Ergonomie Grafik Abb. 4.6.1 Vergleich Sitzen-Stehen

Der regelmäßige, ungezwungen spontane Wechsel zwischen Sitzen und Stehen hat eine ganze Reihe von positiven Auswirkungen:

Kreislauf, Muskulatur und Wirbelsäule werden signifikant entlastet, die bekannten Nachteile des Bewegungsmangels, gerade an Bildschirmarbeitsplätzen, werden so deutlich abgemildert.

Das allgemeine körperliche Wohlbefinden und damit auch die mentale Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit verbessern sich spürbar.

Stress, der durch permanente körperliche Unterforderung entstehen kann, wird wirksam vorgebeugt.

2-3 x Aufstehen pro Stunde!

Ergonomie Grafib Abb. 4.1. 2-3 Haltungswechsel pro Stunde

Arbeitswissenschaftler empfehlen 2-3 x pro Stunde für ca. 10 Minuten aufstehen und im Stehen weiterarbeiten. Diese Faustregel gilt für gesundes Arbeiten im Büro:
60% dynamisch Sitzen,
30% Stehen und
10% gezieltes Umhergehen
So halten Sie Körper und Geist in Schwung.

Studie zeigt: Viele Vorteile

Ergonomie Grafik Abb. 4.5. Vergleich höhenverstellbarer Schreibtisch vs. starrem Stehpult

Die Vorteile des höhenverstellbaren Arbeitstisches, bei dem die gesamte Arbeitsfläche einschließlich aller Arbeitsmittel (Tastatur, Monitor, Vorlagen usw.) auf Stehhöhe gebracht werden kann, gegenüber anderen Steh-Sitzkonzepten:

• Im Stehen kann ganz ‚normal‘ weitergearbeitet werden, das Tätigkeitsspektrum ist nicht eingeschränkt, die gesamte Arbeitsfläche steht zur Verfügung.

• Der Haltungswechsel ist jederzeit möglich und muss nicht durch äußere Einflüsse ‚angestoßen‘ werden.

• Die Bewegungsmöglichkeiten im Stehen sind größer.

• Der höhenverstellbare Tisch bietet auch im Sitzen die Möglichkeit verschiedene Arbeitshöhen zu nutzen.

• Der integrierte Sitz-Steh-Arbeitsplatz ist im Vergleich zum herkömmlichen Arbeitsplatz mit additiver Steh-
lösung die kostengünstigere Lösung.

(Auszug aus einer Studie des Fraunhofer-Instituts)


Der Höhenverstellbereich

Ergonomie-Grafik Abb. 4.1.2 Sitz- und Steharbeitsplatz mit cm-Angaben

Um für die meisten Menschen eine sinnvolle Anpassung des Arbeitstisches gewährleisten zu können, sollte der Tische einen Verstellbereich von 68 cm bist 115 cm haben. Kleine Menschen haben mit der Standardhöhe 72 cm Probleme, deshalb fängt die optimale niedrigste Tischflächenhöhe bei 68 cm an.

Das Stehpult: die B-Lösung

Ergonomie Grafik Abb. 4.5.2 Frau am Stehpult

Zum gelegentlichen Arbeiten im Stehen ist das Stehpult eine Alternative. Allerdings nimmt man einige Nachteile in Kauf:  erhöhter Platzbedarf neben dem Schreibtisch, kein oder wenig Platz für Tastatur, Maus, Monitor und Co.