Bildschirmarbeit bei Licht betrachtet

Ergonomie Grafik Abb. 9.0 Schema "Gutes Licht"

Zu helle Umgebung und Blendung werden bei der Frage nach Problemen mit der Bildschirmarbeit von den Betroffenen meist an erster Stelle genannt. Ein alarmierender Zustand!

Die hohe visuelle Beanspruchung bei der Bildschirmarbeit wird unter schlechten Lichtverhältnissen schnell zur unerträglichen Belastung. Deshalb gehört es zu den vordringlichsten Aufgaben des Büroplaners, die optimalen Randbedingungen für “gutes” Sehen zu schaffen: Eine angenehme Grundbeleuchtung, ausreichendes Licht auf den unterschiedlichen Arbeitsflächen, die richtige Leuchtdichteverteilung und die Vermeidung von direkter und indirekter Blendung.

Die gesetzlichen Vorgaben lassen keinen Zweifel: Angemessene Lichtverhältnisse müssen gegeben sein! Falls Blendung auftritt, sind Gegenmassnahmen zwingend erforderlich. Für tageslichtnahe Zonen werden verstellbare Lichtschutzvorrichtungen verlangt.

Es werden konkrete Werte für Beleuchtungsstärke, für Kontrastverhältnisse und für Reflexionsgrade von Arbeitsflächen, Geräten und Einrichtung empfohlen.


Tageslicht im Büro

Ergonomie Grafik Abb. 9.1 Tageslicht im Büro

Büroarbeit ganz ohne Sichtverbindung nach außen belastet die Psyche, niemand sollte auf Tageslicht verzichten müssen. Es wird zudem empfohlen, die durch den fixierten Blick in den Monitor angestrengte Augenmuskulatur zwischenzeitlich durch einen Blickwechsel in die Ferne zu entlasten.
Die in der modernen Architektur üblichen großzügigen Glasfronten sind jedoch besonders für Bildschirmarbeiter nicht unproblematisch. Sonnenschutz ist notwendig, sollte aber die Sichtverbindung nach außen möglichst nicht behindern.
Diese Forderung von Arbeitsmedizinern und der Wunsch nach einem wirksamen Sonnenschutz scheinen einander auszuschließen. Um z.B. bei tiefstehender Sonne den Arbeitsraum vor direkter Einstrahlung zu schützen, müssen außenliegende Sonnenschutz-Anlagen oft so eingestellt werden, dass der Durchblick ins Freie nicht mehr möglich ist. Der Sonnenschutz und die Belichtung des Raumes müssen daher sorgfältig abgewogen und geplant werden.

Reflexblendung vermeiden

Ergonomie Grafik Abb. 9.4 Reflexblendung

Eine ungünstige Aufstellung: das Fenster im Rücken. Der Bildschirm spiegelt das einfallende Licht. Auch hinter dem Arbeitsplatz liegende Flächen mit grosser Leuchtdichte, Fenster oder sehr helle Wand- oder Schrankflächen führen zur so genannten Reflexblendung.

Die Parallel-Regel

Ergonomie Grafik Abb. 9.5 Parallel-Regel

Um die Gefahr von Direkt- und Indirektblendung zu verringern, sollten Bildschirm und Tastatur so angeordnet sein, dass die Blickrichtung parallel zu den Fensterflächen verläuft. Je weiter der Bildschirm vom Fenster entfernt wird, desto besser. Diese beiden Regeln konkurrieren in der Praxis häufig mit anderen Anforderungen und sind sicher nicht immer einzuhalten, sollten aber bei der Layoutentscheidung doch eine gewichtige Rolle spielen!

Leuchtdichteverteilung

Ergonomie Grafik Abb. 9.2. Optimale Leuchtdichteverteilung

Eine ausgewogene Leuchtdichteverteilung im Gesichtsfeld liegt dann vor, wenn ein Verhältnis der Leuchtdichten

a. zwischen Arbeitsfeld (z.B. Papier) und näherem Umfeld (z.B. Arbeitstisch) von 3:1 erreicht wird sowie
b. zwischen ausgedehnten Flächen der Arbeitsumgebung (z.B. Wände) und dem Arbeitsfeld (z.B. Bildschirm) von 10:1.
 

Direktblendung vermeiden

Ergonomie Grafik Abb. 9.3. Direktblendung vermeiden

Der gravierendste Fehler: der Bildschirm sollte niemals direkt vor dem Fenster stehen. Die Sonne blendet direkt. Ein vernünftiges Arbeiten ist nicht möglich. Immer wenn direktes Tageslicht ins Spiel kommt, sind die Vorgaben der BGV kaum einzuhalten, wie die dargestellten Leuchtdichtewerte am Fenster, am Bildschirm und auf der Arbeitsfläche zeigen. Den Bildschirm ungeschützt ans Fenster zu stellen, ist deshalb grundsätzlich problematisch.

Masseinheit für Leuchtdichte:
Candela (cd/qm = Candelas/Quadratmeter)

Legende zum Bild:

a: Fensterflächen / Sonne
b: Bildschirm / positiv
c: Arbeitsfläche / gut beleuchtet   

Maßnahmen zur Abschattung

Ergonomie Foto: Aussenliegender Sonnenschutz

Aussenliegender Sonnen- und Blendschutz

Aussenliegende Sonnenschutz-Einrichtungen schützen die dahinter liegenden Räume zuverlässig vor direkter Einstrahlung - wenn auch häufig zu Lasten der Transparenz.

• Markisen, Sonnensegel - Textile Verschattungen
• Horizontale Lamellenkonstruktionen, die herabgelassen und heraufgezogen werden können
• Vertikal-Lamellen - aus Metall oder Holz, meistens drehbar
• Laubbäume - haben den Vorteil, dass die Blätter in der kalten Jahreszeit abfallen und dadurch eine direkte Sonneneinstrahlung ermöglichen      
• Sonnen- und Blendschutz im Fenster
• Jalousien im Isolierglas
• Rollo im Isolierglas
• Reflexions-, Interferenz- und Absorptionsgläser, Beschichtungen etc.


Ergonomie Foto: Innenliegender Sonnenschutz

Innenliegender Sonnen- und Blendschutz

• Jalousien - Horizontale Lamellenkonstruktionen, die herabgelassen und heraufgezogen werden können
• Rollos - Vorhänge, die oberhalb des Fensters aufgerollt werden
• Folienrollos - ermöglichen auch in geschlossenem Zustand eine freie Sicht nach aussen. Das spezielle, metallbeschichtete, aber trotzdem transparente Folienmaterial reflektiert über 80% der auftreffenden Sonnenenergie wieder ins Freie.
• Faltstore - textile Vorhänge, die oberhalb des Fensters aufgefaltet werden
• Vertikal-Lamellen - textile Lamellenvorhänge

Lux, Lumen & Candela

Ergonomie Grafik Abb. 9.6. Tabelle mit Lux-Beispielen

Allgemeiner Grundsatz:
Eine punktförmige Lichtquelle mit der Lichtstärke X Candela erzeugt auf einer senkrecht beleuchteten Fläche im Abstand 1 Meter genau X Lux!

Lux bezeichnet die Beleuchtungsstärke. Ihr Einheitenzeichen ist: lx. Umgangssprachlich ist die Beleuchtungsstärke ein Mass für die Helligkeit, mit der z. B. eine Arbeitsfläche ausgeleuchtet wird. Die Beleuchtungsstärke wird mit dem Luxmeter gemessen.

Lumen ist die Masseinheit für Lux pro qm. Eine Haushaltskerze emittiert einen Lichtstrom von ca. 10 Lumen. Dieser verteilt sich isotrop in alle Raumrichtungen, also auf die Einheitskugeloberfläche. Eine Kerze hat eine Lichtstärke von 1 cd.

Candela (cd) gibt die Lichtstärke an, die von einer Lichtquelle in eine bestimmte Richtung emittiert wird – im Gegensatz zum Lichtstrom (gemessen in Lumen), welcher die abgestrahlte Gesamtlichtmenge beziffert.

Candela/Quadratmeter
(cd/qm) ist die Masseinheit für die Leuchtdichte. Bei der Leuchtdichte handelt es sich um das Verhältnis der ausgestrahlten Lichtstärke I zur Grösse A ihrer scheinbaren leuchtenden Fläche. Die Leuchtdichte ist das, was Menschen als Helligkeit wahrnehmen.

Ergonomie Grafik Abb 9.8. Sonnenschutz-Merkmale

Die Tabelle enthält die wichtigsten Typen von tertiären Sonnenschutzeinrichtungen mit ihren typischen Merkmalen. Dabei steht im Vordergrund, dass die grundsätzlichen Forderungen nach ungehinderter Sichtverbindung nach aussen und Schutz gegen Blendung und Wärmestrahlung gleichzeitig erfüllt werden. Daraus ergibt sich unmittelbar eine Rangfolge; im Einzelfall sind für die Anwendung die dabei massgebenden Kriterien entscheidend.